Seliger Pater Rupert Mayer SJ – Apostel Münchens


Eine große Gestalt des Glaubens, jahrzehntelang Präses der Marianischen Männer-Congregation München, seit 1951 Ehrenpräses posthum der MMC Regensburg ist vor 80 Jahren verstorben.

Zum Grab des seligen Pater Rupert Mayer in der unteren Bürgersaalkirche kommen viele Menschen und wenden sich an den Seligen. Es gibt keinen Zeitpunkt im Lauf des Tages, an dem die Kirche leer wäre. Der Münchner Apostel, den man den 15. Nothelfer nennt und der in der Nazizeit so vielen Menschen geholfen hat, hat sicher auch Verständnis für die Nöte und Sorgen der Menschen unserer Tage. Pater Rupert Mayer hat es verstanden, den Menschen Hilfe zu geben. Er hatte immer ein Wort des Trostes für sie bereit. Das war ihm möglich, weil er selbst aus einer großen Gottverbundenheit heraus sein Leben gestaltet hat. Die Sodalen der Marianischen Männer-Congregation München hat er besonders begleitet. Er war in den Freuden und Leiden ihres Lebens stets mit ihnen und ihrer ganzen Gemeinschaft verbunden. Aus den Erfahrungen seiner Zeit sagt uns Pater Rupert Mayer, dass wir auch in unserer Zeit nur gemeinsam stark sind, um die gegenwärtigen zu Herausforderungen zu meistern. Die Gottesmutter Maria, unser aller Mutter und Schwester hat ihn in schweren Zeiten auf allen Wegen begleitet.

Seine Lebens- und Leidenszeiten während der NS-Diktatur können hier nur rudimentär wiedergegeben werden. Rupert Mayer wurde am 23. Januar 1876 in Stuttgart geboren und wählte nach seiner Gymnasialzeit das Ordensleben bei den Jesuiten. 1912 wurde er nach München versetzt und widmete sich sogleich dem Dienst an den Bedürftigen, half bei der Nahrungs-, Arbeits- und Wohnungsbeschaffung und sorgte dafür, dass die Menschen über ihre Sorgen den Glauben noch vergaßen. Im ersten Weltkrieg war er als Feldgeistlicher Tröster der Sterbenden und Verwundeten. Er wurde selbst so schwer verwundet, dass ihm ein Bein abgenommen werden musste. Auch nach dem Krieg half er wieder der Not leidenden Bevölkerung. Nicht umsonst wurde er im Volksmund der „fünfzehnte Nothelfer“ genannt.

1921 wurde er zum Präses der Marianischen Männer-Congregation München ernannt, worauf die Mitgliederzahl stark anstieg. Als kommunistische und sozialistische Bewegungen in der Zwischenkriegszeit immer stärker wurden, meldete sich Mayer immer wieder kritisch zu Wort. Ebenso kritisch beobachtete er den Aufstieg des Nationalsozialismus und erkannte schon früh, dass ein gläubiger Mensch niemals dieser Partei angehören konnte. Mayer verurteilte die Angriffe der Machthaber auf die katholische Kirche von der Kanzel der Michaelskirche herab, worauf er im Mai 1937 öffentliches Redeverbot erhielt. „Wohin wäre das Christentum gekommen, wenn die Apostel sich solchem Verbot gefügt hätten?“ (Briefe 2, S. 37 f). Da er sich zwar außer-, nicht aber innerhalb der Kirche daran hielt, wurde er am 5. Juni zum ersten Mal verhaftet. Es begann für ihn eine düstere Zeit in Konzentrationslagern und der Internierung im Kloster Ettal. Nach der Befreiung nahm er 1945 trotz angeschlagener Gesundheit seine Tätigkeit als Seelsorger wieder auf.

Doch die Jahre im Gefängnis hatten ihn derart mitgenommen, dass er am 1. November 1945, mitten in seiner Allerheiligenpredigt zu den Seligpreisungen aus der Bergpredigt, an einem Herzstillstand verstarb; er stand dabei unbeweglich und aufrecht vor dem Altar. Seine letzten Worte: „Selig die Armen! … Wer sind denn die Armen? … Woher holen die Apostel der Caritas ihre Kraft? Aus der heiligen Messe … aus der heiligen Kommunion …“ Seine Stimme versagte: „… der Herr … der Herr … der Herr“ (Koerbling/Rieseterer S. 144). Er wurde im Jesuitenfriedhof von Pullach bei München begraben, doch seine sterblichen Überreste wurden bereits 1948 in die Krypta des Bürgersaales neben der Michaelskirche überführt, wo sich die Männer-Congregation München regelmäßig traf.

Die MMC Regensburg ernannte Pater Rupert Mayer im Jahr 1951 posthum zum Ehrenpräses.

Pater Rupert Mayer wurde am 3. Mai 1987 durch Papst Johannes Paul II. während eines Gottesdienstes im Münchner Olympiastadion selig gesprochen. In seiner Predigt sagte der Papst zu den Gläubigen: „Möge das geistige Erbe seines Lebens und seines apostolischen Dienstes immer, besonders in Zeiten der Prüfung, mit Euch sein und Euch stets neue Kraft und Zuversicht schenken in Christus.“

Dies sind die nüchternen Daten seines Lebens. Viel wichtiger und interessanter ist aber sein Wirken für den Glauben. Dazu seine eigenen Worte: „Glaubt und betet, lebt verbunden mit Christus in seiner Kirche. Denn Christus ist der Herr und König aller Zeit und aller Jahrhunderte; der König der Ewigkeit.“

Sein Mitbruder Pater Johannes Dold gab am Abend seines Sterbetages eine ebenso knappe wie auch treffende Zusammenfassung des Lebens von Pater Rupert Mayer: „Er hat allen Menschen Gutes getan. Damit ist alles gesagt.“ Und er erinnerte, dass dieser Priester aufrecht „stehend als ein Mann“ vom Leben Abschied genommen hat, so wie er als Aufrechter gelebt habe.

Nur ein Beispiel seiner Einstellung zu menschlichen Werten, die aus dem Glauben heraus gelten:
Unermüdlich sammelte er für die Armen und Kranken und versuchte seinen Mitmenschen den Wesenszug christlicher Caritas klar zu machen. Christliche Liebe gehörte für ihn dazu, und er fragte, wie ernst es jeder damit nimmt: ,,Oder ist es gar so selten, dass christliche Liebe da aufhört, wo das persönliche Opfer beginnt? Könnte es sonst passieren, dass man arme Familien in Not und Elend verkommen läßt, ohne helfend einzugreifen? … Aber man behält seelenruhig seine Lebensgewohnheiten bei. Es fällt einem gar nicht ein, sich in der Lebensführung ein klein wenig einzuschränken, sich kleine Opfer aufzuerlegen, auf ein Vergnügen zu verzichten, … um so andern zu helfen, geschweige denn, sich dazu entschließen, ein großes Opfer zugunsten armer Mitmenschen zu bringen. Ist das christlich oder auch nur menschlich? … Was soll man aber erst sagen von Christen, die ihr Geld sinnlos verschwenden und vergeuden, während um sie herum Not und Elend herrscht? Ist das nicht in gewissem Sinne ein fortgesetzter Diebstahl, weil diese Leute in sinnloser Weise das vergeuden, was Gott als Nahrung, Kleidung für alle Menschen bestimmt hat; freilich kein Diebstahl im Sinne des bürgerlichen Gesetzbuches, aber ein Diebstahl vor Gott dem Allwissenden und Allmächtigen.” (Briefe 1, S. 103 f.) Mit solch eindringlichen Worten warb er um Spenden und um Mitarbeit. Da die Menschen darauf vertrauten, dass Pater Rupert Mayer das Geld und die Sachspenden zugunsten der Bedürftigsten verwendete, riss die Spendenfreudigkeit nicht ab. Wesentlich trug auch die Marianische Männer-Congregation mit dazu bei.

Wie auch heute, da auf der Welt immer wieder neue Kriege aufflammen, mahnen uns die Worte des sel. Pater Rupert Mayer: „Die heutige Zeit ist eine furchtbar ernste Mahnung für die Völker der Erde, zurückzukehren zu Gott, den sie im großen gesehen seit Jahrzehnten verlassen haben. Es geht nicht ohne Gott. Das soll der Menschheit in diesen Monaten des Schreckens und des namenlosen Elends einmal so zu Bewusstsein gebracht werden, dass es von keinem Denkenden übersehen werden kann …“ (Briefe 1, S. 228 f.).

Und in Anbetracht der Zerstörungen Münchens verbreitete er trotzdem die Zuversicht: „Wer den kreuztragenden Heiland tief im Herzen hat, der ist nicht unzufrieden. Ein solcher Mensch wird nicht verzagen, denn er hat eben die Kraft in sich aufgenommen, die ihm das Beispiel des kreuztragenden Heilands gegeben hat. Was wäre der kreuztragende Mensch ohne Christus, und welches Licht fällt auf das Kreuztragen durch Christus? – ‚Trägst du dein Kreuz gerne, so wird es dich tragen‘ (Th. v. Kempen, Nachfolge Christi).“ (Rupert Mayer, Mein Kreuz will ich tragen, S. 70).

Aus alledem können, ja sollten wir uns den sel. Pater Rupert Mayer als leuchtendes Vorbild nehmen und mit seiner Zuversicht auch in unsere Zukunft gehen:Wir brauchen wirklich vor nichts Angst zu haben, der liebe Gott sorgt immer und in allem für uns. Er lässt uns nie zappeln, er lässt nur Prüfungen zu, die uns zum Nutzen gereichen, wenn wir an seiner Hand hindurchgehen. Er sorgt für uns weit besser, als es Menschen vermögen.“ (sel. Pater Rupert Mayer SJ).

Zur Notwendigkeit des betrachtenden Rosenkranzgebetes hat der selige Pater Rupert Mayer die nachfolgenden Gedanken festgehalten – “Über das Rosenkranzgebet aus ‘Mein Kreuz will ich tragen’ Seite 80/81”:
Die Rosenkranzandacht ist eine der volkstümlichsten Andachten, die wir haben. Aber das Rosenkranzgebet ist manchen Angriffen ausgesetzt. Man sagt, das sei ein geistloses Geleier; man meint, immer das Gleiche zu beten, das könne man vernünftigen Menschen nicht zumuten. Das sind Leute, die das Rosenkranzgebet nicht verstehen. Wer es so betet, wie die Kirche es uns nahelegt, der wird bald herausfinden, dass das Rosenkranzgebet reich ist an Abwechslung, reich an Schönheit, reich an Segen und Gnade; denn die Kirche hat das immer gewünscht, dass das Rosenkranzgebet betrachtend gebetet werden soll. Es ist das eine wunderschöne Verbindung zwischen mündlichem und betrachtendem Gebet. Der heilige Augustinus machte die Bemerkung, dass jedes solide, wahre, echte Gebet etwas von einer Betrachtung haben müsse, und das ist am schönsten verwirklicht im Rosenkranzgebet.

Zum Abschluss das Lieblingsgebet des sel. Pater Rupert Mayer, das keiner weiteren Kommentierung bedarf – er selbst schreibt dazu nur: “Dieses Gebet hat mir in schwerster Zeit viel Kraft gegeben.”

Herr, wie Du willst, soll mir geschehn, und wie Du willst, so will ich gehn,
hilf Deinen Willen nur verstehn!

Herr, wenn Du willst, dann ist es Zeit,
und wann Du willst, bin ich bereit,
heut und in alle Ewigkeit.

Herr, was Du willst, das nehm ich hin,
und was Du willst, ist mir Gewinn;
genug, dass ich Dein Eigen bin.

Herr, weil Du’s willst, drum ist es gut,
und weil Du’s willst, drum hab ich Mut,
mein Herz in Deinen Händen ruht.

Amen.

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